Bambus (Gattung Bambusa, Dendrocalamus u.a.) ist eine vielgestaltige Artengruppe aus der Familie der Süßgräser (Poaceae). Es handelt sich um ein baumartiges Gewächs mit schlanken, holzigen, nicht selten verzweigten, oft meterlangen Halmen, luftigen, zierlichen Blätterkronen, grasartigen Blättern und bisweilen riesigen Blütenrispen.

Man kennt über 180 Arten in Asien, Amerika und Afrika; sie gehören überall den wärmern Ländern an, doch bildet Bambus (Chusquea aristata) in der östlichen Andenkette noch bei 4700 m Höhe undurchdringliche Dickichte und geht selbst bis zur Schneegrenze, auch im Himalaja steigen einige Arten bis 3800 m, und Bambusa metake aus Japan und mehrere chinesische Arten gedeihen in Frankreich und Belgien.

Die Bambusse erreichen riesige Dimensionen (Dendrocalamus brandisii wird 38 m hoch bei 80 cm Stammumfang). Sie gehören zu den nützlichsten Gewächsen, und Bambusa arundinacea ist in dieser Hinsicht nur mit der Kokospalme zu vergleichen. Seine eigentliche Heimat ist unbekannt, man findet es in beiden Hemisphären, und es gedeiht in Algerien und in Südfrankreich üppig. Aus dem Rhizom schießen zahlreiche Halme 18 m und höher mit großer Schnelligkeit auf, die Blätter sind 16 cm lang, aber nur 1,3 cm breit, die Blüten sollen erst im 25. Jahr und dann so reichlich erscheinen, dass die Pflanzen durch die große Produktion von Früchten erschöpft werden und ganz oder bis auf das Rhizom absterben. Bambusa gigantea blüht erst im 30. Lebensjahr. B. tulda in Hinterindien erreicht in einem Monat die Höhe von 22 m. Im Gebiet des Amazonas ist B. latifolia ein hervorragender Bestandteil der Vegetation. Aus China und Japan sind buntblätterige Bambusse eingeführt, von denen besonders die japanische, niedrig bleibende B. fortunei als hübsche Zierpflanze empfehlenswert ist. Bei der Pflanzung von Bambussen in heimischen, europäischen Garten ist zu beachten, dass viele Bambusse Ausläufer (Rhizome) bilden. Diese Rhizome wandern in der Erde und können durchaus einige Meter pro Jahr zurücklegen. Um eine unkontrollierte Ausbreitung zu verhindern, empfiehlt es sich eine Rhizomsperre um die Pflanze zu setzen.

Die jungen Schößlinge des Bambusrohrs werden als Gemüse genossen oder in Essig eingemacht und kommen als Achia in den Handel; das haferähnliche Korn hat als Brotfrucht eine große Bedeutung. Aus dem zähen, leichten und sehr harten Holz können ganze Häuser erbaut werden, früher wurder oft zu einem ganzen Dorf kein anderes Material als Bambus verwendet; fast die ganze Hauptstadt von Siam schwamm auf Bambusflößen; aus Bambus baute man Brücken und Wasserleitungen, fertigte Möbel und allerlei Hausgerät, auch zierliche Kunstsachen, wie Körbchen, Vorhänge, Dosen etc.; langes, krauses Geschabsel diente zum Polstern; ein Span von keilförmigem Querschnitt, dessen scharfe Kante von der kieselreichen äußeren, ungemein harten Schicht gebildet wird, gibt ein sehr scharfes Messer; dieselbe äußere Schicht diente als Wetzstein für eiserne Messer. In einer Bambusröhre, die dabei zwar verkohlt, aber nicht verbrennt, kochten die Javaner an einem Bambusfeuer junge Bambustriebe. In China wurde das meiste Papier aus jungen Bambustrieben erzeugt und auf Jamaika sehr viel Bambusfaser für die nordamerikanische Papierfabrikation gewonnen. Aus schmalen Streifen flicht man Hüte, Körbe, Reusen; zerklopfter Bambussplint liefert Pinsel. Für den Krieg machte man aus Bambus Blasrohre, Pfeilschäfte und Pfeilspitzen, Lanzen, Palissaden. Bambusa spinosa gibt undurchdringliche Hecken, eine kletternde Art wird zu allerlei Flechtwerk, Säcken, selbst Jacken verarbeitet; die Verwendung zu Stöcken (Pfefferrohr), Regenschirmstielen war auch bei uns bekannt. In Java, China, Tahiti liefert der Bambus allerlei Musikinstrumente. In den Knoten alter Halme bildet sich eine Kieselkonkretion, der Bambuskampfer (Bambuszucker, Tabascheer), welcher in der chinesischen Medizin, auch als Poliermittel benutzt und in großer Menge nach Arabien exportiert wird. In der chinesischen Gartenkunst hat der Bambus ein wesentliches gestaltendes Element. Besonders beliebt scheint in letzter Zeit der sogenannte Glücksbambus, der aber eigentlich keine Bambusart, sondern eine Unterart der Yuccapalme darstellt und oft in Möbelhäusern oder Baumärkten vertrieben wird.