Brezel (Althochdeutsch Brezitella), Bretzel, Brezl auch Breze, in Bayern Brezn, im badisch-alemannischen oft Bretschl oder im Schweizerdeutschen auch Silserli genannt, ist ein vor allem in Süddeutschland verbreitetes Laugengebäck.

Idealerweise hat der in sich symmetrisch verschlungene Teigstrang außen eine knusprig-ledrige Salzkruste und innen einen weichen Hefeteigkörper, am sanft geschwollenen Bauch etwas aufgesprungen und saftig, in den dünnen Teigarmen kross aber nicht staubtrocken.

Eine Brezel besteht traditionell aus folgenden Zutaten: Weizenmehl, Malz, Salz, Backhefe und Wasser. In manchen Regionen wird auch Fett, meist Schweineschmalz, zugegeben. Varianten sind auch aus Vollkornmehl, aus Dinkelmehl oder Mischmehlen erhältlich. Zum Bestreuen des gelaugten Teigkörpers vor dem Backen verwendet der Bäcker grobes Salz oder auch Sesamsaat.

Die Brezel wird vor dem Backen für wenige Sekunden in Natronlauge (E524), d.h. eine kalte Natriumhydroxidlösung (3 – max.5% Natriumhydroxid in Wasser, ph-Wert 13-14) getaucht und erhält dadurch beim Backen eine für Laugengebäck typische braune Färbung und einen speziellen, „seifigen“ Geschmack. Durch die Wärmeeinwirkung reagiert das Natriumhydroxid auf der Oberfläche des Gebäcks mit Kohlendioxid aus der Luft zu Natron: NaOH + CO2 -> NaHCO3. Seltener wird der Teigrohling in kochende Natronlösung (E500) (100g Natron NaHC03 auf 1 Liter Wasser) getaucht, zuweilen auch in kochende Sodalösung. Die übliche Größe beträgt ca. 15 cm im Durchmesser des Gebäckteiles, bei einem Durchmesser des Teigstranges zwischen knapp einem bis vier Zentimeter.

Die Teigführung von Brezelteigen ist, aufgrund der langen Aufarbeitungszeit, im Unterschied zu anderen Hefeteigen meist sehr fest und kühl. Die so genannte Teigausbeute liegt hierbei bei etwa 140.

Bäcker verwenden zum Schlingen von Brezeln eine spezielle Wurftechnik. Der ausgerollte Teigstrang wird an beiden Enden gehalten und durch eine kurze, ruckartige Bewegung die Mitte des Teigstrangs in einen 180°-Drall versetzt. Danach müssen die beiden Enden nur noch oben angedrückt werden. Dieser Vorgang dauert in der Praxis ca. eine Sekunde und bedarf längerer Übung. Es dauert oft Jahre, um eine „perfekte Brezel“ schlingen zu können.

Vor allem an der Form lassen sich lokale Unterschiede erkennen. Während bei bayerischen oder auch badischen Brezeln der Ansatz der Ärmchen weiter oben liegt, sitzen bei den typischen schwäbischen Brezeln die Ärmchen sehr tief, wobei der obere Bogen, auch Bauch genannt, sehr viel weiter ist. In den meisten schwäbischen und badischen Regionen wird dieser Bauch auch mit einem Schnitt versehen, der beim Backen zu einem klar gezeichneten Ausbund führen soll.

Die verschlungene Form entstand vermutlich aus antiken Kranzbroten. Die Brezel hatte in katholischen Klöstern große Bedeutung als Fastenspeise. Zur Herkunft der Form, sowie des Namens gibt es zahlreiche Theorien und Anekdoten. Auf Grund des klösterlichen Ursprungs ist, nach gängigen Erkenntnissen, der römische Begriff bracellus oder braciccum (=Ärmchen) namensgebend. Die Form soll angeblich ein Kind mit verschlungenen Armen symbolisieren. Andere Quellen besagen, es stelle einen Mönch beim Gebet dar. Völlig gesicherte Quellen des Ursprungs gibt es allerdings kaum. Erste bekannte Erwähnung findet die Brezel beim Konzil von Leptinä im Jahre 743 n.Chr. Neue Erkenntnisse und Deutungsversuche, die alle paar Jahre durch die Medien geistern, kann man meist als PR bzw. unter der Rubrik Regenbogenpresse einordnen.

Oft werden Brezeln aufgeschnitten mit frischer Butter bestrichen als Butterbrezeln angeboten.

Besonders zur Wiesnzeit, also wenn in München das Oktoberfest gefeiert wird, begegnem einem auch wesentlich größere Wiesnbrezn. Diese Brezel ist im Stil der Münchner Brezen die im Vergleich zu ihren schwäbisch alemannischen Nachbarn eine etwas hellere Kruste (hellgelb bis gebräunt, statt rotbraun oder dunkelbraun) und eine schon eher in Richtung frischem Weissbrot oder Semmeln gehende Konsistenz aufweisen und sich damit beispielsweise gut zum Aufwischen von Bratensaft eignen. Die für das Allgäu typische Brezel weist dagegen ein lange feuchtes Inneres auf, das am ehesten mit dem einer ähnlich hergestellten Laugensemmel vergleichbar ist.

Beim Konditor findet man auch süße Brezeln, z. B. die oft auch noch gewendelte Blätterteig-Nussbrezel oder die Russenbrezel. Auch Brezeln als Dauergebäck sind beliebt, als Knabbersnack in Größen von wenigen cm bis knapp einem halben Meter.

Zum Neujahrstag sind in Baden und Schwaben auch ungelaugte Brezeln bekannt. Sie werden meist aus einem Milchteig oder süßen Hefeteig hergestellt und sollen Glück und Wohlergehen verheißen. Sie haben einen Durchmesser von 30 cm bis über einem Meter. Sie wiegen bis zu 2,5 kg und sind meist mit Verzierungen, z.B. einem Zopfmuster und Jahreszahlen versehen. Dabei gibt es regional den Brauch, dass die Kinder ihre Neujahrsbrezel (zusammen mit einem Spargroschen) bei ihren Paten abholen.

Zumindest in Biberach an der Riß, aber wohl auch in anderen Teilen Südwestdeutschlands sind in der Fastenzeit die weißen Fastenbrezeln sehr beliebt. Sie werden vor dem Backen kurz in heißem Wasser gekocht und erst nach dem Backen gesalzen.

Von Starkoch Alfred Schuhbeck wurde, aus einer Notsituation heraus, der Breznknödel erfunden, der wie ein Semmelknödel hergestellt wird, nur dass man dazu altbackene Brezeln verwendet.

In den USA sind Pretzels vor allem als knuspriger Snack (ähnlich den Salzstangen) aus der Tüte bekannt (Dauerbackware).

In Bayern wird die Bezeichnung Brezn vielerorts synonym für gelaugtes Gebäck gebraucht, also Brezn-Stangerl, Brezn-Semmerl, Brezn-Zopf für gelaugtes Kleingebäck in der jeweiligen Form.

Im süddeutschen Raum wird die Brezel, auf Grund ihrer markanten Form, gerne als Sinnbild im Firmenlogo von Bäckereien verwendet. Wegen ihres hohen Symbolwertes und ihrer Beliebtheit wird der Name der Brezel auch gerne zur Benennung verschiedenster Dinge verwendet. So gibt es wohl nicht nur in München (Brezn) und Neustadt an der Weinstraße (Brezel) gleichnamige Gasthäuser. Für ein Charity-Event der Unicef wurden 2004 in München Peace-Brezn in Form des Peace-Zeichens gebacken und verkauft. Auch zur Namensgebung für eine aufblasbare Regenwald-Forschungsstation, die in Form eines verschlungenen Wurms mit Netz als Plattform auf die Baumkronen gelegt wird, diente wegen der ähnlichen Form die Brezel als Namenspatin: Die Station heißt SolVin-Bretzel. Das „Bremer Zentrum für Literaturdokumentation in der Germanistik“ des Fachbereichs Sprach- und Literaturwissenschaft der Universität Bremen nennt sich abgekürzt ebenfalls Brezel. Es gibt auch eine Band „Die Brezn“.