verschiedene Löffel aus Holz

Essbesteck, kurz Besteck, heißen Werkzeuge, die zur Nahrungsaufnahme verwendet werden. Das heute im europäischen Kulturkreis gebräuchliche Essbesteck besteht aus Messer, Gabel und Löffel.

Weit mehr Menschen verwenden jedoch Essstäbchen (China und Japan). In den meisten Kulturen wird mit bloßen Fingern gegessen, meist nach strikten Regeln. Im islamischen Kulturbereich darf etwa nur die rechte Hand zum Einsatz kommen.

Schätzungen beziffern die Benutzer von Messer und Gabel weltweit auf ca. 500 Mio., von Stäbchen auf ca. 1,2 Mrd., der Finger auf ca. 4,6 Mrd.

Das Essen mit Messer und Gabel ist eine vergleichsweise neue Sitte, die sich erst im bürgerlichen Europa des 19. Jahrhunderts durchgesetzt hat.

Für den Verzehr von Fisch gibt es die spezialisierte Form als Fischbesteck, daneben finden noch Hummerzange, Hummergabel und Schneckenzange sowie Vorlegebesteck, Dessertbesteck und Besteck für die verschiedenen Gänge Verwendung, die sich meist in der Größe unterscheiden und in der Reihenfolge ihrer Verwendung von außen nach innen neben dem Teller platziert werden.

Der Löffel (von althochdeutsch laffan, mittelhochdeutsch laffen: schlürfen, lecken) ist das urtümlichste der Esswerkzeuge und schlicht der schöpfenden Hand nachgebildet. Auch an einem Löffel gibt es noch Einzelheiten: den Stiel und der Laffe (Laffe bedeutet eigentlich die Lippe) – die Höhlung für die Flüssigkeit, die oft aus einem anderen Material und mit einer anderen Technologie hergestellt wurde, als der Stiel. Die entsprechende Rundung an der Löffelrückseite nennt der Fachmann schlicht Arsch.

Vielerorts war der Löffel bis ins 19. Jahrhundert hinein neben dem Messer, das aber häufig nur zum Zerteilen benutzt wurde, das einzige Esswerkzeug und in der Regel aus Holz. Löffel wurden bereits aus altsteinzeitlichen Fundstätten geborgen – aus Knochen oder Holz geschnitzt. Im alten Rom gab es zwei Arten von Löffeln, die größere ligula und die kleinere cochlea. Letztere besaß einen nadelförmigen Stiel, der beim Verzehr von Schnecken und Muscheln auch eine Spießfunktion hatte, also die heutige Gabel ersetzte.

In Deutschland entstand die Löffelmacherei als Zweig der metallverarbeitenden Industrie im 15. Jahrhundert in der Nähe von Eisenerzgewinnung und -verhüttung. Ihre Blütezeit hatte sie im 17. und 18. Jahrhundert. Ursprünglich wurden die Löffel roh aus einem Stück geschmiedet und dann mit der Feile bearbeitet, wobei ein Löffelmacher 30-40 Stück pro Tag fertigen konnte. Im frühen 18. Jahrhundert konnten Löffel bereits aus Blech geschnitten und kalt verformt werden, wodurch sich die Herstellungsgeschwindigkeit verdoppelte. Schließlich wurden Platteneisen vorgeschmiedet, ein Schwarzarbeiter vollendete die Form, und anschließend wurden die Löffel verzinnt und poliert.

Kunsthandwerkliche Löffelmacher stellten gemeldete Löffel her, mit Verzierungen und Inschriften versehen, vorwiegend als wertvolles Geschenk und familiäres Erbstück.

Bis in die Neuzeit hinein blieb er ein recht kostbarer Besitzgegenstand und wurde deshalb auch vererbt (wer also „den Löffel abgibt“, stirbt). In manchen Gegenden Europas ist heute noch der Brauch lebendig, nach dem der Taufpate einem Kind seinen ersten Löffel schenkt.

Für den Verzehr von Kaviar, gekochtem Ei und anderen schwefelreichen Lebensmitteln wurden Löffel vergoldet oder Löffel aus Horn bzw. Perlmutt verwendet, die sich nicht auf den Geschmack auswirken können und sich nicht – wie häufig bei Verwendung von Silberlöffeln beobachtet – durch den Schwefel verfärben.

Vor allem in Asien sind Löffel aus Keramik bzw. Porzellan weit verbreitet. Diese sind meist unten abgeflacht, was sich ursprünglich von selbst aus dem Brennvorgang ergab.

Das Messer – zuerst aus Stein – ist wohl ebenso alt wie der Löffel, allerdings weniger als Esswerkzeug, sondern zum vorherigen Zerkleinern in mundgerechte Portionen, die dann mit den Fingern gegessen wurden. Das Messer war wie der Löffel ein persönlicher Gegenstand; man trug beide zusammen in einem Lederfutteral, dem Besteck, am Gürtel.

Die heutige Form des Tafelmessers zeigt eine Tendenz zur „Zivilisierung“: das Ende der Schneide ist abgerundet und die Schneide selbst meist nur als kleine Zahnung ausgeführt. Daher sind manchmal eigene Steakmesser für gebratenes Fleisch in Verwendung, da sich die Tafelmesser nicht mehr zum Schneiden zäher Lebensmittel eignen.

Beim richtigen Auflegen des Bestecks bei Tisch zeigt die Schneide immer zum Teller und nie vom Teller weg.

Die erste Gabel war wohl ursprünglich ein Ast oder Bratspieß mit zwei Zinken, um Fleischstücke übers Feuer halten und drehen zu können. Etwas verkleinert wurde sie auch als Küchenwerkzeug verwendet, aber nicht als Essbesteck. Kleine, dreizinkige Gabeln tauchten in Europa zuerst in Byzanz auf und wurden durch Heirat zwischen Fürstenhäusern in das Italien der Spätrenaissance gebracht – konnten sich aber nicht wirklich durchsetzen -vierzinkige seit dem 17. Jahrhundert in Frankreich. Sie wurden vermutlich für den Verzehr von Süßspeisen und Konfekt verwendet.

Im 16. Jahrhundert begann die Gabel als Essbesteck in Mode zu kommen, doch sie wurde von der Kirche als Hexen- und Teufelswerk verachtet und galt allgemein als weibisch und geziert. Luther klagte 1518: „Gott behüte mich vor Gäbelchen.“ Erasmus von Rotterdam präzisierte wenig später: „Was gereicht wird, hat man mit drei Fingern oder mit Brotstücken zu nehmen.“ In italienischen Tischregeln vom Anfang des 17. Jahrhunderts heißt es: „Unsere Mitglieder mögen von ihrem Tisch Gabeln und Löffel verbannen. Hat uns die Natur nicht fünf Finger an jeder Hand geschenkt? Warum wollen wir sie mit jenen dummen Instrumenten beleidigen, die eher dazu geschaffen sind, Heu aufzuladen als das Essen?“ Noch Ludwig XIV. aß mit den Fingern.

Anfang des 18. Jahrhunderts wendete sich das Blatt. Das „Gezierte“ wurde in Adelskreisen zur Mode und der Gebrauch der Gabel zu einem Symbol der Vornehmheit und des Luxus.

Das aristokratische Essen mit Messer, Gabel und Löffel (die nicht mehr aus dem Gürtel gezogen wurden, sondern neben den Tellern bereitlagen) wurde vom Bürgertum nach der weitgehenden Entmachtung des Adels im 19. Jahrhundert übernommen und verbreitete sich mithilfe der durch die Industrialisierung ermöglichten Massenproduktion in alle Gesellschaftsschichten.

Essstäbchen sind seit dem 18. Jahrhundert v. Chr. in China belegt. Die etwa 25 cm langen Stäbchen mit stumpfem Ende aus Jade, Bambus oder Holz werden paarweise in einer Hand gehalten und zangenartig zur Aufnahme mundgerecht vorgeschnittener Bissen verwendet, aber auch zum ?Schaufeln? direkt von der Schale in den Mund. Die Stäbchen werden auch in Japan, Korea und Thailand verwendet. Darüber hinaus sind Stäbchen in Asien traditionell nicht in Verwendung, im Zuge einer kulturellen Globalisierung haben sie sich mittlerweile jedoch auch in anderen asiatischen Ländern — und teilweise auch weltweit — als Ergänzung des Essbestecks etabliert, auch in Form von Wegwerf-Stäbchen.

Eine relaltiv neues Essbesteck ist der Göffel. Hierbei handelt es sich um eine Kombination aus Gabel und Löffel (daher der Name). Man kann sich einen Göffel als einen Löffel (inklusive Vertiefung) vorstellen, bei dem die Vorderseite Zinken hat. Er eignet sich gut für Eintöpfe mit Fleischeinlage.