Die Qing-Dynastie ist eine von den Mandschu unter Nurhaci 1644 gegründete Dynastie in China, welche die Ming-Dynastie ablöste. Die Dynastie endete erst 1911 mit der Errichtung der Republik China.

Die Gründung der Qing-Dynastie basiert auf dem Aufstieg der Mandschu. Das waren die früheren Jurchen aus der Mandschurei, die im 17. Jahrhundert ihren Namen änderten. Unter Nurhaci (? 1626) und dessen achten Sohn Abahai (Hung Taiji, ? 1643) erlangten sie einen großen Machtzuwachs. Der erste Kaiserpalast steht in Shenyang, wo sich auch das Grab Nurhacis befindet.

Ein Höhepunkt ist der Anschluss der Mongolen in einem Krieg gegen Ligdan Khan um 1632-1635, der mit der Übergabe des Reichssiegels an Abahai endete. 1641 unternahmen die Mandschu einen großen Einfall in Ming-China, bei dem sie 88 Städte eroberten, sechs weitere übernahmen und bis nach Shandong vordrangen. 1644 endete die Ming-Dynastie, zwei Mandschuprinzen und der einstige Ming-General Wu Sangui verfolgten den Rebellenführer Li Zicheng bis nach Hunan, wo er Oktober

Die Regierung des Qing-Kaisers Fulin (Shun Zhi, 1643-1661, neunter Sohn Abahais) wurde von den beiden Prinzregenten Dorgon und Dsirgalang geführt. Schon 1645 änderten sie die chinesische Kleidung und Haartracht, zwangen den Chinesen bei Todesstrafe den Zopf der Steppenvölker auf. Ansonsten wurden (wie zur Yuan-Zeit) Heiraten zwischen Chinesen und Mandschu verboten. Die größeren Städte wurden zweigeteilt, eine Teilstadt für Mandschu im Norden, eine für Chinesen im Süden. Die Mandschurei wurde für Han-Chinesen gesperrt.

Mit dem Tod Dorgons, eines traditionellen Mandschu, 1651 erlangten die chinesischen Literaten/Beamten einen größeren Einfluss auf den Kaiser. Das äußerte sich darin, dass man nun bei Hofe die Bündnisbeziehungen zu den mongolischen Fürsten (speziell den Khalka) in Tributbeziehungen umdeutete. Im Laufe der Zeit verfiel Kaiser Fulin einem religiösen Wahnsinn und starb mit 23 Jahren an den Pocken.

Es folgte ihm sein dritter Sohn K´ang-hi (Kangxi, 1661-1722), einer der bekanntesten Herrscher Chinas. Er organisierte das Reich mit der Entmachtung der Drei Feudalfürsten 1674-1681 neu, beendete bis 1683 das Piratentum (Koxinga 1624-1662) an der Küste und in Taiwan, kämpfte zum Schutz der Mongolei 1690-1696 und 1715-1724 gegen die Oiraten, wobei er auch 1720 Tibet protektierte.

Kaiser Kangxi nahm bei den Jesuiten nicht nur Unterricht in Kriegsführung, sondern auch Astronomie, Mathematik und Anatomie. Er gilt als Gelehrter. Kurz nach seinem Tod wies man die europäischen Missionare nach Macao aus, da man sie als verbotene politische Geheimbünde betrachtete, das Christentum wurde verboten. Beides waren Umstände, die einer Erneuerung Chinas nicht gerade zugute kamen.

Dagegen nahm man schon 1646 das alte chinesische Prüfungssystem für Staatsbeamte wieder auf und band so die alte Führungsschicht der Ming-Zeit an sich. Nach der Befriedung des Südens kamen kostspielige Inspektionsreisen in die Städte am Yang-tse dazu, dem Zentrum der chinesischen Intelligenz (1684-1765). Sicher, die Mandschu waren nur aufgeklärte Despoten, aber der Gegensatz zwischen ihnen und den Chinesen verringerte sich und flammte erst im ausgehenden 19. Jahrhundert wieder auf.

Bis 1685 beschlagnahmten die Mandschu (bevorzugt im Norden) Land, wo sie Kriegsgefangene und enteignete Bauern wie Sklaven arbeiten ließen. Kangxi begriff allmählich die Notwendigkeit einer Änderung, die dann radikal erfolgte. Die Qing-Dynastie hatte danach die mildeste Agrarbesteuerung der ganzen chinesischen Geschichte (1711). Dazu muss man fortgeschrittene Ackerbautechniken und neue Anbaukulturen (amerikanische Kartoffel, Erdnuss, Mais, Obst und Gemüse) rechnen, so dass der chinesische Bauer besser lebte als der französische unter Ludwig XV. (1715-1774). Er war aufgrund vieler öffentlicher und privater Schulen meist auch gebildeter.

Die Techniken des vorindustriellen Zeitalters (das heißt vor Watts Dampfmaschine) wurden zur Qing-Zeit vollständig ausgereizt. Nahrungsmittelproduktion, Textilindustrie, Tee-Plantagen, Porzellanherstellung, Papier und Zuckerproduktion erreichten Rekorde.

Man muss auch bemerken, dass die um 1700 beginnende landwirtschaftliche Revolution in Holland und England durch die chinesische Landwirtschaft (mit-)inspiriert war, denn sie trat zuerst in den Gebieten des Seehandels auf (Pflüge mit Streichbrettern, Worfelmaschine, nicht aber die Drillmaschine). Man schätzt weiterhin, dass von 400 Millionen Silber-Dollar aus Amerika (1571-1821) die Hälfte für den Ankauf chinesischer Waren ausgegeben wurde. (Das war ein Problem, das zum ersten Opiumkrieg führte, denn die Chinesen bestanden staatlicherseits auf Silberzahlung.) Die chinesische Kultur strahlte im 18. Jahrhundert in einer verspielten Form auch nach Europa aus (Chinoiserie).

Ein anderes Problem war der Wunsch nach Errichtung einer sittlichen Ordnung, in der die Mandschu-Herrschaft nicht in Frage gestellt werden könnte. Zu diesem Zweck förderte man den Konfuzianismus in nie gekannter Weise. Gegen 1730 wirkte sich das auch auf das Prüfungssystem für Beamte aus, jeder Kandidat musste die Mandschuherrschaft ausführlich rechtfertigen. Verderbliche Romane wurden 1687 auf einen Index gesetzt, und 1774-1789 suchte man zum Zweck von Zensur und Vernichtung systematisch nach Schriften, die Barbaren auch nur andeutungsweise kritisierten.

Bekannt ist Kaiser Kangxi nicht nur als Gelehrter, sondern auch als Förderer der Kunst und Wissenschaften. Er ließ sich in Peking und Jehol prächtige Residenzen bauen und umfangreiche wissenschaftliche Werke ausarbeiten (unter anderen eine Riesen-Enzyklopädie, Wörterbuch). Sein Sohn und Nachfolger Schi-dsung (Nung Descheng, 1723-1735) und auch Xianlung (Hung-li, 1736-1796, ? 1799) tat es ihm nach. Beide waren Gelehrte und Förderer der Literatur, Xianlung hinterließ 30 000 Gedichte.

Zu Xianlungs Zeit erlebte Qing-China eine äußere Machtentfaltung. Das Land der Dschungaren im Ili-Gebiet und der Dschungarei wurde 1754-1759 besetzt, das Tarimbecken mit Kaschgar, Chotan und Jarkend wurde 1760 besetzt. In das seit 1720/51 abhängige Tibet (nach Lhasa) verlegte man 1790/1791 eine chinesische Garnison, die dort bis 1912 bestand. Alles in allem wurden in der Qing-Zeit Grenzlinien gezogen, auf die sich China heute noch beruft (beispielsweise der „Grenzzwischenfall“ am Ussuri mit der Sowjetunion 1968/1969).

Aber der innere Niedergang zeichnete sich längst ab, wirtschaftlich und militärisch wurde die ab 1800 zunehmende europäische Überlegenheit nicht wahrgenommen (1793 Lord Macartney beim Kaiser, Brief Lin Tse-hsü´s an Königin Victoria (1837-1901)). Man bestand gegenüber den Europäern auf der „sinozentrischen Weltordnung“, die keine Freiheit des Handels kannte und Staaten danach einordnete, wie nah sie der chinesischen Kultur standen. Formell waren dabei alle chinesische Vasallen.

Was war passiert? Der innere Frieden und die gute wirtschaftliche Situation führten zu einem bisher ungekannten Bevölkerungswachstum. Zwischen 1740 und 1850 stieg die Bevölkerung von 143 Millionen auf 430 Millionen Einwohner an und überforderte bald die Verwaltung. In verschiedenen Gebieten des Riesenreiches gab es Spannungen mit den unterworfenen Völkern, die gegen Ende der Xianlung-Ära kulturell bedrängt wurden. Ein einziger Feldzug gegen Tibeter in Szechuan 1771-1776 kostete zum Beispiel 70 Millionen Silber-liang. Die Situation in diesen Gebieten begünstigte Abenteurertum und Korruption.

Ein Bannergeneral namens Heshen (1750-1799) beeinflusste Kaiser Xianlung, spann ein Korruptionsnetz, und massakrierte Bauern, die sich unter der Weißen Lotus-Sekte (um 1795, zum Teil gegen seine Geldforderungen) erhoben. Die Korruption und die Bekämpfung der Bauern- und Minderheitenaufstände vergrößerten das Defizit in den Staatsfinanzen, so dass man sogar bei Hof sparen und die Hofjagden einstellen musste. Die mit der Deich- und Flussregulierung beauftragten Beamten zweigten Gelder für den eigenen Gebrauch ab, so dass es unter Kaiser Jiaqing (1798-1820) zu sieben Überschwemmungen kam.

Hier traten auch die Mängel des seit der Ming-Zeit gepflegten politischen Systems zu Tage. Alles war zentralisiert und bürokratisiert, für Lokalbeamte gab es eine Überfülle von Vorschriften, für die man allein einen Sekretär brauchte, dazu die strenge Gesetzgebung. Kurz, das politische System war in der sich gegen 1800 abzeichnenden Krise handlungsunfähig. Zu Reformen fehlten dem Staat die Kraft, er wurde in der Folge nur noch von der Tatkraft fähiger Militärs zusammengehalten.

Die Aufstände unter den Bauern fanden in der ganzen ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts kein Ende, auch die Minderheiten erhoben sich ununterbrochen. In den Jahren 1826-1828 stieg der Opiumschmuggel schlagartig an, die Verbreitung des Opiums war in dieser Krisenzeit trotz staatlichen Verbots gegeben. Das hatte auch schwerwiegende Auswirkungen auf die öffentliche Moral (niederes Beamtentum) und die Wirtschaft. Das Silber floss wieder aus China ab und die Regierung konnte das nicht verhindern, da sie die Opium-Kriege gegen die Europäer verlor.

Es bestand ein Gegensatz zwischen oben genannter „sinozentrischer Weltordnung“ und der von den Europäern vertretenen formellen Gleichheit aller souveränen Staaten und (- im Zuge der industriellen Revolution -) ihrem Freihandel. Der Gegensatz führte zum Ersten Opiumkrieg, dem britisch-chinesische, amerikanisch-chinesische und französisch-chinesische Verträge folgten (vergleiche Vertrag von Nanking).

Die Krise des Kaiserreiches entlud sich im Taiping-Aufstand (1851-1864, siehe dort), der die Gesellschaft in ihren Grundfesten erschütterte. 1855 verlagerte zudem der Gelbe Fluss seinen Lauf, eine Katastrophe, die es zuletzt 1324 gegeben hatte. Während in Europa um 1850 Dampfschiffe das Bild bestimmten, sich gleichzeitig die Eisenbahn ausbreitete, die Stahlproduktion stieg, die Baumwollproduktion mechanisiert und kostengünstig wurde und so weiter hatte China mit inneren Schwierigkeiten zu kämpfen, die jeden Fortschritt behinderten, eben dem Taiping-Aufstand. Viele Chinesen verließen ihr Land, und wurden als Kulis verkauft.

Infolge dessen drang der europäische Einfluss im Zweiten Opiumkrieg immer weiter vor (beispielsweise Verlust der Zollkontrolle, ausländische Gesellschaften reißen profitable Geschäftszweige an sich, so 1862 den Handelsverkehr). Jeder europäische Staat versuchte nach 1858/1860 in die gleichen Konzessionen/Rechte wie sein Rivale zu bekommen, sogar das kleine Belgien. Die Folge waren unablässige Machtdemonstrationen, sogar kleine Geschäftsträger konnten mit Kanonenbooten kommen (1870).

Trotzdem bemühte man sich um die Modernisierung Chinas, auch wenn der bereits erzielte Fortschritt der Europäer ihre halbkoloniale Herrschaft über China begründete. So stellte man 1868 das erste chinesische Dampfschiff fertig und gründete 1872 eine Dampfschiffgesellschaft, schickte Studenten nach Europa, 1879 folgte die erste Eisenbahn, 1887 die erste Eisenbahngesellschaft, 1893 die erste Eisenbahnlinie, 1881 die erste Telegraphenlinie und so weiter. Alles in allem baute man eine Industrie auf, die der in Japan (Meiji-Ära) bis 1894 in etwa ebenbürtig war. Mit technischen Belangen mussten Ausländer beauftragt werden.

Dabei war man aber aufgrund des äußeren und inneren Drucks gezwungen, sich nur um das Notwendigste zu kümmern. 40 Millionen liang Anleihen mussten zum Beispiel bei ausländischen Banken aufgenommen werden, – sie reichten aber nur für die unmittelbaren Bedürfnisse der Regierung. Die Regierung war nach dem Taiping-Aufstand weder eine starke Zentralgewalt, noch hatte sie regelmäßige Einnahmequellen. Das war aufgrund der Zerstörungen, des Preisanstiegs, der Hungersnöte und Überschwemmungen noch nicht wieder gegeben.

Gegen 1900 liegt die Qing-Dynastie in Trümmern, die gerade mühsam aufgebaute Kriegsflotte wurde im Krieg von 1894/95 von den Japanern zerstört, wobei Formosa, Korea und andere Gebiete verloren gingen. China wurde in Einflusssphären aufgeteilt, die Europäer und Japaner unterhielten nun dort Kriegsflotten und Truppen. (Auch Deutschland besetzte 1897 die Kiautschou-Bucht, welche es durch Zwangsmaßnahmen ab 1898 als Pacht erhielt.)

Das Kaiserhaus wurde von Kaiserinwitwe Cixi (? 1908, siehe dort) dominiert, die von 1861 an die meiste Zeit für die minderjährigen Kaiser regierte. Sie widersetzte sich Reformen, wenn diese ihrer Macht gefährlich werden konnten ( 22. September 1898) und stand inoffiziell hinter dem Boxeraufstand (11. Januar 1900). 1911 kam es zum Sturz des letzten Kaisers Pu Yi durch Yuan Shikai und Sun Yatsen. Dieser rief am 1. Januar 1912 die Republik China aus.