Das Wildschwein (lat. Sus scrofa) gehört zur Familie der altweltlichen oder echten Schweine (Suidae) aus der Ordnung der Paarhufer. Männliche Wildschweine nennt man Keiler, weibliche Bache und Jungtiere Frischling.

Der Körper wirkt gedrungen. Das Wildschwein hat ein auffällig starkes Gebiss. Die oberen und unteren Eckzähne des Wildschweins krümmen sich aufwärts. Die Eckzähne der Männchen sind auffallend stärker als die der Weibchen. Der auffallend große Kopf ist beim Männchen eher dreieckig, beim Weibchen eher länglich. Das Fell ist dunkelgrau bis braun-schwarz, mit langen borstigen Haaren und kurzen feinen Wollhaaren. Während Weibchen ausgewachsen zwischen 60 und 100 kg wiegen, können die Männchen Massen von 200 kg, in seltenen Fällen bis zu 350 kg, selbst in Deutschland überschreiten. Männchen haben Kopf-Rumpf-Längen zwischen 150 und 180 cm, die Schulterhöhe beträgt 70 bis 90 cm, der Schwanz misst 25 cm. Weibchen sind deutlich kleiner.

Das Wildschwein ist ein in ganz Eurasien, Teilen Nordafrikas sowie in Japan und in Teilen der südasiatischen Inselwelt in etwa 20 Unterarten verbreitetes Wildtier. Das Wildschwein wurde zu Anfang des 20. Jahrhunderts zu Jagdzwecken in den USA eingebürgert, wo es sich zum Teil mit verwilderten Hauschweinen vermischt hat, die seit Anfang des 16. Jahrhunderts im Südwesten der Vereinigten Staaten (vor allem in Texas) lebten. Durch diese Vermischung gibt es in Nordamerika heute keine klare Abgrenzung zwischen Hausschwein und Wildschwein mehr. Dabei scheint es sich aber so zu verhalten, dass bei der zur Zeit recht schnellen Expansion der wildlebenden Schweinebestände, Tiere, die einen relativ hohen Wildschwein-Anteil haben, sich gegenüber Schweinen mit hohem Hausschwein-Anteil durchsetzen, zumal die Bestände oft scharf bejagt werden.

Wildschweine leben in Rudeln (Rotten), bestehend aus mehrerer Weibchen mit ihren Jungtieren. Die Männchen leben einzeln und treffen nur in der Paarungszeit (von November bis Januar) mit den Rudeln zusammen. Nach einer Tragzeit von 16 bis 20 Wochen werden 5 bis 6 (in seltenen Fällen bis zu 15) Jungtiere abgesondert vom Rudel in einer Bodenmulde zur Welt gebracht. Die Jungtiere sind braun und gelb längs gestreift. Sie sind nach 8 bis 10 Monaten geschlechtsreif.

Die vorjährigen Männchen werden von den Weibchen aus dem Rudel vertrieben und leben dann in der Regel für mindestens ein Jahr in eigenen Rudeln. Ab dem dritten Lebensjahr eines männlichen Wildschweins zieht es als Einzelgänger durchs Revier. Außer zur Paarungszeit meidet es in der Regel die Rudel, die stets von einer Leitweibchen geführt werden. Weibliche Tiere werden deutlich länger im Rudel geduldet und helfen der Mutter bei der Aufzucht der nächsten Generation, oder sie ziehen nach ihrer eigenen Geschlechtsreife und einer erfolgreichen Befruchtung ihre eigenen Jungen im Rudel auf. Das erklärt auch die Tatsache, dass solche Rudel schnell mal eine Anzahl von über 30 Tieren erreichen können. Die Lebensdauer eines Wildschweines kann bis zu 21 Jahre betragen.

Wildschweine sind Allesfresser. Bei der Nahrungssuche durchwühlen sie den Boden nach essbaren Wurzeln, Würmern, Engerlingen, Mäusen und Pilzen. Sie benutzen regelmäßig eine Suhle für die Fellpflege und gegen Parasitenbefall. Dabei fressen sie auch Wasserpflanzen, bevorzugt den Kalmus. Als Allesfresser nehmen sie auch Aas und Abfälle auf. Wildschweine können, je nach Umständen, einen erheblichen Schaden auf landwirtschaftlichen Nutzflächen verursachen. Wildschweine fressen, obwohl sie Allesfresser sind, k e i n e Kastanien! Der Grund soll der hohe Säurewert der Kastanien sein.

Wildschweine bewohnten ursprünglich alle Landschaften Mitteleuropas. Als Folge der heftigen Verfolgung durch Menschen sind sie heute meist scheu und nachtaktiv. Obwohl sie dem Menschen normalerweise ausweichen, sind sie jedoch äußerst wehrhaft und können in Notsituationen sehr aggressiv sein und Menschen erheblichen Schaden zufügen. Besonders angriffslustig sind Bachen mit Frischlingen, falls diese eine Gefahr für ihre Frischlinge vermuten.

In den vergangenen Jahren kam es zu einer starken Steigerung der Wildschweinbestände in Deutschland. Natürliche Feinde haben Wildschweine hier kaum noch zu fürchten, denn Bären, Wölfe oder Luchse sind ausgerottet oder sehr selten. Somit ist der einzige ernstzunehmende „Feind“ der Mensch. Die Veränderungen in der Landwirtschaft, insbeondere der verstärkte Anbau von Mais und Raps, aber auch die vergleichsweise milden Winter werden als Gründe genannt. Die Vermehrung der Bestände wird vor allem an der Zunahme der Jagdstrecken deutlich. So wurden in den vergangenen drei Jahren erstmals jeweils mehr als 500.000 Wildschweine in Deutschland erlegt.

Die Anpassungsfähigkeit an die Lebensverhältnisse hat dazu geführt, dass beispielsweise in Berlin Wildschweine in bestimmten Stadtteilen Schäden in Gärten anrichten und auf Straßen Mülleimer nach Essensresten durchsuchen. In Berlin leben heute schätzungsweise 10.000 Wildschweine.