Ysop (Hyssopus officinalis), auch Josefskraut genannt, ist ein Halbstrauch aus der Familie der Lippenblütler (Lamiaceae). Seine Blätter und Blüten werden zu Würz- und Heilzwecken genutzt. Die Pflanze gedeiht besonders in sonnigen Lagen auf kalkhaltigen Böden und kann im Garten problemlos kultiviert werden. Aufgrund seines leicht bitteren Geschmacks wird Ysop als Zutat für Liköre (beispielsweise Chartreuse) genutzt. Ysop verleiht dem Honig eine äußerst angenehme Geschmacksnote. Aus diesem Grund wird er häufig in der Nähe von Bienenstöcken angepflanzt.

Die Pflanze enthält Ätherisches Öl (unter anderem Pinocamphon, Pinen und Chemphen), Glykoside, Gerbstoffe, Cholin und die Flavonglykoside Diosmin und Hesperidin. Der Vitamin C-Gehalt der frischen Pflanze in mg pro 100 g Frischegewicht beträgt 208 mg.

Das aus der Pflanze gewonnene Öl Oleum Hyssopi wird in der Likörfabrikation verwendet. Als Gewürz passt Ysop zu Eintöpfen, Suppen, Fisch- und Fleischgerichten.

Im alten Testament heißt es: „Reinige mich mit Ysop und ich werde rein sein“. Etwa im 9. Jahrhundert soll Ysop von Mönchen nach Deutschland gebracht worden sein. Bei den Heilkundigen des Mittelalters erfreute sich Ysop großer Beliebtheit: als Kompresse zur Stärkung müder Augen, als Würze zur Anregung der Verdauung, als Tee zur Hustenlinderung. Die aromatische Pflanze wurde von den Bäuerinnen ins Gebetbuch gelegt, damit man sich mit ihrem Duft während des Gottesdienstes frisch halten konnte.

Ysop wird auch bei Erkrankungen der Luftröhre eingesetzt: Schon Hippokrates empfahl zur Linderung einer Mandelentzündung den Rauch eines Ofens einzuatmen, in dem neben Schwefel und Erdpech Ysop verbrannt wurde. Als leicht harntreibendes Mittel hilft es jedoch auch gegen Rheumatismus, gegen Wassersucht und gegen Nierensteine. Für den wohlschmeckenden Tee wird ein Teelöffel getrockneter Ysop pro Tasse gerechnet. Bei Heuschnupfen oder heuschnupfenähnlichen Symptomen, die auf eine Fell- oder Hausstauballergie zurückzuführen sind, soll sich ein Tee bewährt haben, der zu gleichen Teilen aus Ysop, Sonnenhut (Echinacea), Holunderblüten und Augentrost besteht. Davon trinkt man täglich drei frisch aufgebrühte Tasse (ein Teelöffel der Mischung pro Tasse). Wesentlich für den Heilerfolg ist die regelmäßige Anwendung. Ysop in Essig gekocht war früher auch ein viel verwendetes Betäubungsmittel. Man gab es, um Schmerzen zu lindern. In abgelegenen Bergdörfern ist es heute noch manchmal üblich, bei Zahnschmerzen den Mund mit Ysopessig zu spülen. Bei den persischen Ärzten galt Ysopwasser als ein Mittel, daß der Haut eine zarte Tönung verleiht.