Botrytis cinerea (griech.: botrys Weintraube), auch Edelfäulepilz, ist ein Pilz, der neben vielen anderen Pflanzen auch Weintrauben befällt.

Im Weinbau kann sein Auftreten große Schäden verursachen. Auf unreifen Weinbeeren ruft er die gefürchtete Rohfäule hervor. Die befallenen Trauben werden dann nicht mehr reif, und sind für die Weinherstellung unbrauchbar.

Wenn er sich jedoch bei trockenem, warmem Herbstwetter auf voll ausgereiften Traubenbeeren entwickelt, so kann er sich durchaus positiv auswirken. Der Pilz perforiert die Beerenhaut und erhöht deren Wasserdurchlässigkeit (Wasserpermeabilität), was die Verdunstung von Wasser begünstigt, während die restlichen Inhaltsstoffe der Traube zurückbleiben. In der Traube steigt dabei nicht nur die Konzentration an Zucker, sondern insbesondere auch die der charakteristischen traubeneigenen Geschmacks- bzw. Aromastoffe. Dies führt zu einer erheblichen Steigerung der Qualität des Weines, man spricht daher auch von Edelfäule.

Für die Sektherstellung wird üblicherweise Wein von Trauben verwendet, die nur in geringem Umfang von Botrytis befallen waren.

In Deutschland werden mit Botrytis gelesene Weine als Spätlesen, Auslesen, Beerenauslesen oder Trockenbeerenauslesen eingebracht, wobei jedoch die Klassifizierung nicht auf den Pilzbefall, sondern auf das Mostgewicht abstellt.

In Frankreich spielt Botrytis Cinerea für die Erzeugung der edelsüßen Sauternes-Weine eine tragende Rolle: im Herbst bildet sich im Flußtal des Ciron, eines Nebenflusses der Garonne vor Bordeaux, durch die relative Wärme des Flusses der morgendliche Bodennebel, der die Wuchsbedingungen des Botrytis-Pilzes unterstützt.

Hochsüße Moste, die mittels Botrytis erzeugt und gewonnen werden, sind teils nicht mehr „normal“ gärfähig, und es bedarf besonderer Maßnahmen, um aus diesen Mosten Wein zu erzeugen: Wärmezufuhr, und besondere Hefen, die sich der Süße des Mostes gewachsen zeigen.