Das Périgord ist eine Landschaft im Südwesten Frankreichs, die für sein reiches historisches Erbe, seine Küche und das milde Klima bekannt ist. Der Name leitet sich vom keltischen Volksstamm der Petrocorii ab.

Das Gebiet des Périgord entspricht heute dem Département Dordogne und ist damit Teil von Aquitanien, der südwestlichsten französischen Region. Historisch gesehen gehören jedoch die nördliche Hälfte des Départements Lot-et-Garonne und kleinere Teile der Départements Corrèze und Lot zum Périgord. Noch heute bezeichnet sich kein Einwohner des Périgord als aus der Dordogne stammend; statt dessen nennen sie sich Périgordins. Das Périgord liegt in der Einflusszone atlantischer Westwinde und weist ein gemäßigtes Klima mit mittleren Niederschlägen auf, die vor allem im Winter auftreten. Die Sommer sind lang und warm, weisen aber keine geschlossenen Trockenperioden auf. Die günstigen Klimaverhältnisse und der vorherrschende Kalkstein als Untergrund, der die Bildung vieler Höhlen begünstigt, waren ausschlaggebend für die bereits prähistorische Besiedlung des Périgord.

Das Périgord wird heute in mehrere Gegenden unterteilt, die aus touristischen und historischen Gründen benannt wurden und nur für das Département Dordogne verwendet werden:

Das Périgord Vert (grünes Périgord) liegt im hügeligen, waldreichen Norden, der bereits klimatische Ähnlichkeit mit dem raueren, feuchten Klima des angrenzenden Limousin hat.

Das Périgord Blanc (weißes Périgord) bildet einen breiten, von West nach Ost verlaufenden Streifen durch das Zentrum mit der Hauptstadt Périgueux und schuldet seinen Namen den ausgedehnten Kalkplateaus, die beiderseits der fruchtbaren Flussniederung der Isle liegen. Auch die kargen Züge der Double und des Landais gehören hierzu.

Das Périgord Noir (schwarzes Périgord) bildet den Südosten mit der Stadt Sarlat-la-Canéda und ist mit dichten, dunklen Eichen- und Pinienwäldern bestanden.

Das Périgord Pourpre (purpurnes Périgord) im Südwesten um die Stadt Bergerac ist Hauptanbaugebiet des Weins.

Schon 30.000 v. Chr. ließen sich die ersten steinzeitlichen Bewohner in den Grotten Lascaux und Cro-Magnon nieder, wovon noch heute die als Weltkulturerbe eingestuften Felsmalereien zeugen. Der moderne Mensch wurde nach der Grotte von Cro-Magnon auch Cro-Magnon-Mensch genannt.

Im Altertum war die Gegend zunächst Bestandteil des keltischen Gallien, bevor es von den Römern erobert und in die Provinz Aquitania einverleibt wurde. Reste römischer Kultur und Bebauung finden sich als Ruinen noch in der Stadt Périgueux. Im Zuge der Völkerwanderung eroberten die Franken das Gebiet.

Während des Mittelalters war das Périgord zwischen Franzosen und Engländern lange umkämpft. Politisch blieb die Grafschaft eher unbedeutend. Nach der Hochzeit Eleonore von Aquitaniens mit Henri Plantagenet fiel der französische Südwesten für 300 Jahre und länger als Lehen an England. Im Hundertjährigen Krieg zog sich die Frontlinie quer durch das Périgord, was die Errichtung zahlreicher, planmäßig angelegter Wehrdörfer (Bastiden) und romanischer Wehrkirchen zur Folge hatte. Das Périgord gilt als ein Kernland der romanischen Architektur.

Eine Blütezeit erlebte das Périgord im 16. Jahrhundert, als der atlantische Seehandel seinen Aufschwung nahm. Reich an natürlichen Ressourcen wie Holz und Eisen sowie landwirtschaftlichen Produkten (vor allem dem damals berühmten regionalen Wein), erstarkte die Region wirtschaftlich, geistig und kulturell. Michel de Montaigne, zeitweise Bürgermeister von Bordeaux, und Jean de la Boetie waren literarische und philosophische Größen ihrer Zeit. In Städten wie Périgueux und Sarlat-la-Canéda sind noch heute prachtvoll ornamentierte Bürgerhäuser zu bestaunen. In die Zeit der Renaissance und des Barock fällt auch der Bau der meisten Schlösser und Landsitze, so dass das Périgord auch den Beinamen ?Land der 1000 Schlösser? führt (die exakte Zahl beläuft sich interessanterweise auf 1001).

Die Industrialisierung setzte im Périgord spät und spärlich ein, so dass die Gegend in eine Art Dornröschenschlaf fiel. In der Folge war ein deutlicher wirtschaftlicher Niedergang festzustellen, von dem sich die Region bis heute nicht erholt hat. Dies führte zu massiver Landflucht und Auswanderung; heute leben im Département Dordogne weniger Menschen als im Jahr 1800. In neuerer Zeit konnte diese Tendenz teilweise umgekehrt werden, seit sich das Périgord seiner touristischen Qualität bewusst geworden ist. Heute werden viele leer stehende oder verfallende Herrenhäuser, Bauernhöfe, Mühlen und Schlösser von Ausländern erworben, die diese renovieren und ihr sommerliches oder sogar dauerhaftes Domizil aufschlagen. Führend sind hierbei Engländer, aber auch Niederländer und Deutsche interessieren sich vermehrt für die Region als Lebensmittelpunkt.

Das politische Bewusstsein der Périgordins ist von zahlreichen Besonderheiten geprägt, wie sie für den französischen Südwesten typisch sind:

  • Der politische Liberalismus hatte hier wie im ganzen Südwesten immer eine starke Position. Dies ist zu einem Teil auf das Selbstbewusstsein zurück zu führen, das die Region zu Zeiten der wirtschaftlichen Blüte im 18. Jahrhundert durch konsequente Einstellung auf den Freihandel gewann. Historisches Beispiel ist die Fraktion der Girondisten, die während der französischen Revolution die Menschen- und Bürgerrechte verteidigten, sich aber auch für Liberalismus in Wirtschaftsfragen wie dem Schutz des Eigentums und der Gewerbefreiheit einsetzten. Diese politische Ausrichtung ist bereits seit der Reformationsbewegung spürbar gewesen, als im französischen Südwesten überdurchschnittlich viele Hugenottengemeinden entstanden sind. Im 20. Jahrhundert war das Périgord Stammland des Parti Radical, einer liberalen Partei, die sich im Verlauf ihrer Geschichte mehrfach aufspaltete und deren Reste unter der Bezeichnung Parti Radical de Gauche als linksliberale Splittergruppierung fortleben. Die rechtsliberale UDF erzielt im Périgord ebenfalls gute Ergebnisse.
  • Im Südwesten ist die Bevölkerung stolz auf eine politische Tradition der Toleranz und Offenheit. Dies zeigt sich eindrucksvoll an den stets mageren Ergebnissen der Rechtsextremisten des Front National, die in dieser Gegend fast nie mehr als 10% der Stimmen erhalten (bei landesweiten Ergebnissen bis nahe 20%).
  • Die ländlich-agrarische Struktur bedingt eine traditionell starke Hinwendung zur Kommunistischen Partei, die im Millieu der Kleinbauern und Landarbeiter eine treue Wählerschaft fand. Auch wenn die Stimmenanteile nach wie vor weit über dem nationalen Durchschnitt rangieren, lässt sich in neuerer Zeit – bedingt auch durch den Strukturwandel – feststellen, dass das Périgord nicht mehr die selbe Bedeutung als Hochburg der KPF inne hat.
  • Der Südwesten und damit auch das Périgord sind Stammland mehrerer Klein- und Kleinstparteien, deren bekannteste die CPNT (chasse, pêche, nature, tradition) ist. Diese setzt sich einseitig für die Interessen von Jägern und Anglern ein, geriert sich als Protestpartei und scheint in dieser Gegend das rechte Stimmenpotential, das den FN ablehnt, anzusprechen. Der Stimmanteil bei Europawahlen überschreitet gelegentlich 7%.

Angesichts dieser Gemengelage schließen sich – wie in Frankreich üblich – Parteien oft zu Wahlbündnissen zusammen. In der Regel stellt die Wahlliste des gemäßigten linken Spektrums die meisten Abgeordneten im Département Dordogne und in den Stadträten. Die politischen Mehrheiten sind innerhalb des Périgord unterschiedlich verteilt: Während Périgueux seit Jahrzehnten eine sichere Bank der Konservativen ist, wählt man in Bergerac eher sozialistisch.

Die Bevölkerung ist zu über 90% katholisch. Protestantische Gemeinden, die sich im Zuge der Reformationsbewegung besonders im südlichen Périgord gebildet hatten, sind heutzutage rar und spielen im öffentlichen Leben keine Rolle mehr. In den Vorstädten von Périgueux und Bergerac, in denen ein gewisser Anteil der Bevölkerung einen Migrationshintergrund aufweist, spielt auch der Islam eine Rolle. Ende des 20. Jahrhunderts hat sich in der Nähe von Sarlat eine Buddhistengemeinde etabliert, die mehrere hundert Mitglieder zählt.

Das Périgord ist bis auf wenige Industriestandorte ein landwirtschaftlich geprägtes Gebiet. Noch heute liegt der Anteil der Beschäftigten im Agrarsektor deutlich über dem Landesdurchschnitt. Schwerpunkte der Landwirtschaft sind im Norden und in der Mitte Mais, Obst und Tierhaltung, im Süden Wein und Tabak. Der Wein in der Gegend um Bergerac hat eigene Herkunftsbezeichnungen: Bergerac Sec (trocken ausgebauter Rot- und teilweise Weißwein) und Monbazillac (edelsüßer, likörartiger Weißwein). Berühmt sind die Trüffeln aus dem Périgord, aber auch Steinpilze und Pfifferlinge haben einen exzellenten Ruf. Eine Spezialität sind Walnüsse, aus denen – oft im traditionellen Verfahren – hochwertiges Nussöl hergestellt wird. Eine weitere Spezialität ist die Foie Gras (Stopfleber), die in die ganze Welt exportiert wird. Allerdings kommen die verwendeten Lebern heute oft nicht mehr aus dem Périgord, sondern unter anderem aus Israel.

Industrielle Schwerpunkte liegen in der Metallverarbeitung, die im Périgord Tradition hat und mittelständisch betrieben wird. Ein weiterer Zweig ist die holzverarbeitende Industrie (besonders Möbel). Die wichtigste Rolle spielt jedoch die Nahrungsmittelindustrie, die sich vor allem auf hochwertige Produkte wie Foie Gras (Stopfleber), Confit (eingelegtes Fleisch insbesondere von Ente und Gans), Saucen, Wein und Edelpilzen spezialisiert hat.

Die besondere Güte des Kalksteins, der aus den weitflächigen Plateaus des zentralen Périgord gewonnen wird, ist Ursache für eine Vielzahl von Steinbrüchen. Der Stein wird in erster Linie zum Bau und zur Renovierung von Natursteinhäusern sowie zur Verblendung von Fassaden eingesetzt. Abnehmer finden sich in ganz Frankreich und im Ausland.

Der Dienstleistungssektor ist vor allem durch den Tourismus geprägt. So findet man zahlreiche kleinere Hotels, die oft in alten Landsitzen eingerichtet sind, und eine Vielzahl an Ferienhäusern, Restaurants und sogar Ferienclubs. Die historischen Städte und Stätten ziehen insbesondere Touristen an, die kulturell interessiert sind, so dass sich ein reiches Spektrum an Museen finden lässt.

Wirtschaftliche Zentren sind die einzigen größeren Städte Périgueux und Bergerac, zwischen denen eine gewisse Rivalität herrscht. Das administrative, geistliche und kulturelle Zentrum Périgueux sieht sich von der dynamischeren Konkurrentin Bergerac zunehmend wirtschaftlich in den Schatten gestellt.

Die Altstadt von Périgueux gilt als eines der schönsten geschlossenen Ensembles von ganz Frankreich. Dominant ist die im 12. Jahrhundert erbaute und im 19. Jahrhundert verfremdend restaurierte Kathedrale St. Front mit ihren mächtigen romanischen Kuppeln. Hinter ihr erstreckt sich ein Gewirr von mittelalterlich geprägten Straßen, Treppen und Gassen. Reste der ehemaligen Stadtbefestigungen sind noch erhalten.

Bergerac, architektonisch weniger interessant, hat dafür eine Fülle an Museen aufzuweisen, deren berühmtestes das Tabakmuseum ist.

Höhepunkt archäologischen Interesses ist das Flusstal der Vézère mit einer stattlichen Anzahl an steinzeitlichen Höhlen und Siedlungsplätzen, deren Fundstücke im Prähistorischen Museum in Les Eyzies-de-Tayac ausgestellt sind. Lascaux und Cro-Magnon sind, nachdem die Höhlenmalereien durch die Atemluft der Besucher Schaden genommen hatten, für den allgemeinen Besuch gesperrt und in den Achtziger Jahren als Duplikate nachgebaut worden.

In Sorges existiert ein Trüffelmuseum, das einzige seiner Art. Nontron verfügt über ein Puppenmuseum.

Sarlat-la-Canéda ist eine Kleinstadt mit geschlossenem historischen Kern, der sehr stark von der Renaissance geprägt ist. Die Stadt wurde in den siebziger Jahren beispielhaft als Gesamtensemble renoviert und gilt seither als das Rothenburg ob der Tauber Frankreichs – mit den damit zusammenhängenden Vor- und Nachteilen.

Brantôme besticht durch eine hübsche Altstadt gegenüber den Ruinen eines mächtigen Klosters, das teilweise in den Fels gebaut ist.

Auf der Dordogne werden Kanu- und Rafting-Touren angeboten.

Sehenswert sind weiterhin eine Reihe Schlösser (Hautefort, Montaigne, Monbazillac) und pittoresker Dörfer, von denen einige offiziell als ?Schönste Dörfer Frankreichs? geführt werden (z. B. St. Jean de Côle nahe Thiviers). Zum historischen Périgord gehören außerdem das Schloss Pompadour (Corrèze) mit einem berühmten Gestüt sowie Bonaguil (Tarn-et-Garonne), die letzte der mittelalterlichen französischen Burgen, die militärisch keinen Zweck mehr erfüllte und daher nie belagert wurde.