Veganismus bezeichnet eine Einstellung und Lebensweise, bei welcher der Konsum von Tierprodukten abgelehnt wird. Dies bedeutet insbesondere den Verzicht auf Fleisch, Eier, Milch, Honig und sonstige Produkte tierischen Ursprungs.

Neben der Ernährung betrifft dies aber auch die Auswahl der Kleidung. Auf Pelz, Leder und andere Gebrauchsgegenstände aus Haut von Tieren und anderen Tierprodukten wird verzichtet.

Der Veganismus ist mitunter auch mit einer politischen Einstellung verbunden, die Tierrechte verteidigt und diese z.T. auch den Menschenrechten gleichsetzt. Viele Tierrechts-Veganer/innen besuchen daher außerdem keine Zoos oder Zirkusse mit Tierdarbietungen; teils wird auch die Haltung von Haustieren abgelehnt.

Die Entscheidung, vegan leben zu wollen, entsteht meist aus Gründen der persönlichen Ethik. Das aus dem Konsum tierischer Produkte resultierende Halten von ?Nutztieren? sowie das Jagen oder Schlachten von Tieren werden als Gewalt und Ausbeutung empfunden. Ethisch motivierte Veganer gehen davon aus, dass alle Lebewesen ein Recht auf die Wahrung ihrer artspezifischen Bedürfnisse haben, und lehnen die Verletzung dieser Interessen, soweit es möglich ist, ab.

Die Möglichkeit dieser von der ?natürlichen? Ernährung oder Kleidung des Menschen abweichenden Auffassung wird unter anderem mit der kognitiven Fähigkeit des Menschen begründet, die Folgen des eigenen Konsums im Gegensatz zu anderen Lebewesen in die Auswahl der eigenen Ernährung oder Lebensweise einbeziehen und dank der technischen Entwicklung auf hochwertige Alternativen zu tierischen Materialien zurückgreifen zu können.

Der These von Tierrechtsaktivisten, der Mensch sei moralisch verpflichtet, auf Tiere als Nahrung zu verzichten, weil dies der Natur den geringsten Schaden zufüge, steht eine Modellrechnung als Gegenthese gegenüber. Nach dieser These müsse die ökologisch sinnvollste Ernährung auch Fleisch großer Pflanzenfresser beinhalten (Quelle (http://www.kluweronline.com/article.asp?PIPS=5113225&PDF=1)). Auch diese Gegenthese unterstellt jedoch nicht, dass die heutige Situation ökologisch günstiger sei als der Veganismus.

Die Diskussion um Tierrechte ist ein zentrales Thema der politischen Diskussion zum Thema „Veganismus“. Oftmals werden geschichtliche Vergleiche gezogen. Der Holocaust-Vergleich ist ein oft zitiertes Beispiel. Eine der weltgrössten Tierrechtsorganisation, die PeTA mit über 800 000 Mitglieder, stellte in ihrer Aktion vom März 2004 den Vergleich der Massentierhaltung mit dem Holocaust in den Vordergrund.

Es besteht die Möglichkeit, Tiere mit Abfallstoffe aus der Nahrungsmittelindustrie zu füttern, die für den Menschen nicht mehr verwertbar sind. Allerdings ist die Zahl der vorhandenen Nutztiere so hoch, dass dies bei Weitem nicht mehr möglich ist und Getreide extra nur als Futtermittel für Tiere angebaut werden muss. Ein direkter Verzehr von Pflanzen (ohne den „Umweg“ Nutztier) ist aber deutlich effektiver als der Verzehr von tierischen Produkten, da tierische Produkte erst in den Tieren aus pflanzlichem Material hergestellt werden müssen. Die Energieverluste über tierische Ernährung betragen durchschnittlich 90% – das bedeutet praktisch, dass für tierische Lebensmittel deutlich mehr Ackerland benötigt wird als für vegane Lebensmittel mit gleichem Nährwert. So werden nicht weniger als 600 Millionen Tonnen Getreide, die Hälfte der weltweiten Getreideernte, an „Nutztiere“ verfüttert. In der EU wird gar 2/3 des produzierten Getreides zu Tierfutter – wäre dies nicht so, bräuchte man nur rund ein Viertel der Anbaufläche.

Viele Veganer argumentieren darauf aufbauend, dass das Hungerproblem in den Entwicklungsländern gelöst oder zumindest stark vermindert wäre, würden sich die Menschen in den Industrienationen und in den Entwicklungsländern vegan ernähren.

Die bei der Herstellung von Tierprodukten entstehende Gülle ist ein ökologischer Störfaktor. So produzieren allein die Nutztiere in den USA 39.000 Kilogramm Exkremente pro Sekunde – das ist 130 mal mehr als die gesammte Welt-Menschenbevölkerung. Die Exkremete werden teilweise als natürlicher Dünger wiederverwertet. Dies birg aber einige Probleme: So ist die Verwendung von Gülle als Dünger auf wohngebietnahen Äckern nicht im Interesse der Anwohner und ein hoher Nitratgehalt der Gülle belastet das Grundwasser, welches als Trinkwasser besonderen Schutz erfahren muss und auch erfährt.

Ein besonderes Problem ist das Treibhausgas Methan, das in den Mägen der Wiederkäuer entsteht: Über einen Zeitraum von 20 Jahren hat es einen 56 mal größeren Einfluss auf den Treibhauseffekt als das oft angesprochene Kohlendioxid.

Bei einer reinen Grünlandwirtschaft werden viele Probleme der Ackerlandwirtschaft (z.B. Milchviehhaltung) vermieden. Dies gilt vor allem für Böden, die für eine Ackerbewirtschaftung nicht geeignet sind (z.B. Almen, Böden in Steillagen).

Es gibt darüber hinaus auch Veganer, die überwiegend aus spirituellen Gründen hinaus vegan leben. Motive könnten unter anderem die Selbstfindung oder die Sehnsucht nach einem stärkeren Einklang mit der Natur sein. Häufig bezieht sich diese Art des Veganismus jedoch allein auf die Ernährung. Ansätze des Veganismus finden sich auch in einigen Religionen wieder:

  • Im Jainismus ist es ein ethisches Prinzip, dass die Ernährung möglichst keine Lebenwesen schädigen darf. Dabei werden sogar manche Pflanzenteile, die von anderen lebenden Wesen benötigt werden, vermieden.
  • Im Hinduismus ebenso wie im Buddhismus gilt vegetarische Ernährung als ethisch überlegen und einige Richtungen sind strikt vegan.
  • Die aus dem japanischen Zen kommende Makrobiotik verzichtet in ihrer strengen Form auf Milchprodukte, Käse, Fleisch, Eier, Weißmehlprodukte, Fruchtsäfte und Zucker.
  • Die Siebenten-Tags-Adventisten ernähren sich vegetarisch mit einer Bevorzugung des Veganismus.
  • In den orthodoxen Kirchen wird beim strengen Fasten auf alle tierischen Produkte verzichtet.
  • Die Organisation Universelles Leben hat Veganismus aus christlicher Sicht auf ihre Fahnen geschrieben.

Die von vielen Kritikern als Sekte bezeichnete religiöse Glaubensgemeinschaft Universelles Leben versucht ebenfalls über Tierschutzthemen im Bereich Veganismus Fuß zu fassen. Von der als Prophetin verehrten Gabriele Wittek sind aber keine weiteren von Gott oder einem Erzengel im nachinnein überlieferten Diätvorschriften oder besonderen Rezepte bekannt. Allgemein wird aber empfohlen, täglich Sport zu machen, nicht zu rauchen, wenig Alkohol zu trinken und möglichst ein erfülltes Leben zu führen.

Im subkulturellen Bereich gibt es in der Anarcho-Punk- und Straight-Edge-Bewegung sowie allgemein in der ?alternativen Szene? Strömungen, die vegan leben. Auch religiöse Gruppen wie z.B. Universelles Leben mit weltweit ca. 50.000 Mitgliedern vertreten teilweise einen veganen Lebenstil.

Einige Veganer vertreten die Ansicht, dass eine vegane Ernährung besonders gesund sei und das Risiko ernährungsbedingter Krankheiten senke. Kritiker des Veganismus bezweifeln, dass vegane Ernährung die optimale Kostform hinsichtlich gesundheitlicher Aspekte darstellt und verweisen auf mögliche Mangelerscheinungen.

Da es sowohl für beide Sichtweisen wissenschaftliche Belege gibt, ist an dieser Stelle eine eindeutige Aussage verfrüht. Aufgrund der geringen Anzahl an Veganern, gibt es kaum aussagekräftige Studien über die Bedarfsdeckung an Nährstoffen bei veganer Ernährung. Da Vegetarier schon länger in die öffentliche Wahrnehmung getreten sind und auch eine wesentlich größere Gruppe darstellen, sind hier erheblich mehr wissenschaftliche Daten verfügbar. Veganismus ist erst seit wenigen Jahren populär geworden und ist somit ein ziemlich junges Thema, mit dem sich die Wissenschaft ebenfalls erst seit kurzer Zeit intensiver beschäftigt. Einzelfälle über Fehlernährung und Mängel sind bekannt, gestritten wird aber darüber, ob sie auf die Masse der Veganer übertragen werden können.

Eine weitere Schwierigkeit ist, dass Laien eine genaue Definition von „veganer Ernährung“ nicht kennen und dadurch Ernährungsweisen wie Makrobiotik, Schnitzer Intensivkost, antrophosophische Ernährungslehre und insbesondere Rohkost miteinander verwechseln. All diese Ernährungsformen enthalten vegetarische oder vegane Elemente, unterscheiden sich aber dennoch so sehr, dass sie in gesundheitlicher Hinsicht nicht miteinander vergleichbar sind. Bei einem Bericht eines möglicherweise mangelernährten Rohköstlers kann nicht automatisch darauf geschlossen werden, dass „vegane Ernährung“ ebenso eine Mangelernährung darstellt.

Zwingende gesundheitliche Gründe für eine vegane Diät sind eher selten. Eine Rolle können dabei Allergien gegen tierisches Eiweiß spielen, beispielsweise bei Neurodermitis oder Laktoseintoleranz.

Aus den oben genannten Gründen sind negative und positive Berichte über die Bedarfsdeckung bzw. Mangelvermeidung von „veganer Ernährung“ getrennt aufgelistet.

Zunehmend macht sich eine Differenzierung innerhalb der Veganer bemerkbar. Manche Veganer wie auch Nicht-Veganer unterscheiden ganz bewußt sogenannte tolerante Veganer (ToVe) und radikale Veganer (RaVe). Die Bezeichnungen sind sehr neu und tauchten in deutschen und österreichischen Veganer-Foren ab dem Jahr 2003 auf.

Tolerante Veganer akzeptieren zumindest Nicht-Veganer und versuchen sie durch einen Weg ohne Gewalt vom Veganismus zu überzeugen. Anders hingegen die radikale Fraktion, die Nicht-Veganer diffamiert, beschimpft und in Foren mitunter zu Gewalt gegenüber Nicht-Veganern aufruft und keinerlei Abweichung vom Veganismus duldet. Die Einstellung der ToVe ist ihnen zu liberal.